Das Dominikanerkloster

Die ersten Dominikaner kamen wahrscheinlich schon 1217 von Hildesheim nach Halberstadt. Sicher ist jedenfalls, dass sie 1224 von Bischof Friedrich II. sich hier niederlassen durften und eine Kapelle bekamen an der Stelle, wo heute die Katharinen-Kirche steht. Im Jahre 1231 war die erste Kirche samt Kloster fertig. 1285 wurde in Halberstadt auch ein Dominikanerinnen-Kloster gegründet - das Nicolai-Kloster unterhalb der Peterstreppe.

 

Das Dominikaner-Kloster hatte eine wechselvolle Geschichte. Während der Pest 1565 kamen die Dominikanermönche als Helfer der Armen selbst - bis auf zwei - ums Leben, so dass das Kloster 1566 dem Domkapitel zur Verfügung gestellt wurde. Das Kloster wurde dann einige Jahre als Schule benutzt.

1628, zur Zeit Bischof Leopold Wilhelms, wurde das inzwischen verfallene Kloster zwei aus Osnabrück gekommenen Mönchen übergeben. Diese zweite Periode endete schon 1632, als die Schweden die Stadt besetzten. 1637 kehrten die Dominikaner jedoch schon wieder zurück.

 

Nach dem Westfälischen Frieden von 1648 durften die Kirchen und Klöster im Bistum, die 1624 noch katholisch waren, das weiterhin auch bleiben. Da das Dominikanerkloster 1624 nicht besetzt war, entbrannte hierüber später noch ein Streit, der zugunsten der Dominikaner ausging. Seit 1661 hatten die hiesigen Dominikaner wieder einen Prior, unter dessen Leitung man mit der Wiederherstellung von Kloster und Kirche anfing.

 

Anfang des 18. Jahrhunderts gab es in Halberstadt schon wieder 11 Dominikaner, die ungefähr 150 hiesige Katholiken betreuten. Doch ihr Aufgabenfeld ging weit über unsere Stadt hinaus. Die Halberstädter Dominikaner waren im ganzen nördlichen Mitteldeutschland aktiv, u. a. in Magdeburg, Potsdam, Berlin und Stettin. 1808 zählte das Kloster 22 Patres; 1810 wurde es auf Beschluss des Königs von Westfalen, Jérôme Bonaparte, aufgehoben. Die Kirche wurde der neugegründeten Pfarrei Sankt Katharina und Sankt Barbara übergeben.

 

Die Klostergebäude wurden nun jedoch zweckentfremdet genutzt. 100 Jahre waren sie Kleiderkammer und Arreststation der hiesigen Garnison, Marmeladenfabrik und Lagergebäude. Der frühere Remter (Speisesaal) war zeitweilig sogar Pferdestall. Im Jahre 1910 kaufte der Kirchenvorstand der Katharinen-Gemeinde dem Staat die Klostergebäude ab. Seit dem Umbau 1920-23 stehen die Gebäude den Karmelitinnen vom Göttlichen Herzen Jesu zur Verfügung. Auch heute noch tun sie ihren Dienst, vor allem für behinderte Kinder.

 

Die Klostergebäude sind durch die vielen Umbauten entstellt. Erhalten ist u. a. der Remter (die jetzige Herz-Jesu-Kapelle) im Ostflügel, zweischiffig mit spätgotischem Kreuzgratgewölbe mit verschieden gestalteten Mittelstützen, meist Rundpfeiler mit Kapitellen aus dem 13. Jahrhundert.

 

Die Kirche St. Katharina und Barbara

 

Über den Vorhof erreicht man das westliche Hauptportal. Dieses Portal wurde mit dem Bau des Vorhofes und der damit verbundenen Einrichtung einer Taufkapelle 1934 eingeweiht. Das fünfte Joch der Kirche war 1630 abgetrennt und zur Durchfahrt nach dem hinter der Kirche gelegenen Kloster benutzt worden. Nachdem diese Durchfahrt überflüssig geworden war, konnte dieses Joch wieder in die Kirche einbezogen werden, womit auch der Zustand abgeschafft wurde, dass zwar die Orgel in der Kirche, aber trotzdem über einer Durchfahrt stand. Von 1934 an war somit die Kirche wieder in ihrer ganzen Länge von 56 Metern gottesdienstlicher Raum.

 

Die Katharinenkirche ist, wie die hiesige Franziskanerkirche St. Andreas, streng nach Ordensvorschriften, als dreischiffige gotische Hallenkirche mit überhöhtem Mittelschiff und Dachreiter ca. 1360 erbaut worden. Im Mittelschiff sind beidseitig je vier achteckige Pfeiler auf viereckigen Sockeln, an der Westwand beiderseits je ein Halbpfeiler. Im Langhaus sind die Arkaden im Osten noch rundbogig, im Westen bereits spitzbogig. Alle drei Schiffe des Langhauses besitzen Kassettendecken. Der lang gestreckte Chor - in der Breite des Mittelschiffes - hat 5/8 Chorschluss.  Das Kreuzrippengewölbe mit sehr schönen Laubschlusssteinen endet in den Gurten und Rippen auf Konsolen.

 

Die Außenseite der Kirche ist durch die angestellten kräftigen Strebepfeiler wirkungsvoll gegliedert. Die schlanken hohen Fenster sind drei- oder vierteilig mit reichem gotischem Maßwerk. Anfang des 18.Jahrhunderts erhielt die Kirche eine barocke Innenausstattung, die in den achtziger Jahren des 20. Jahrhundert renoviert wurde.

Hl. Dominikus (am Hochaltar)

Hl. Katharina u. hl. Barbara (H. G. Losert 1990)

Kerzenträger (um 1430)