Wort der Kirchen – 05. 01. 2018 –
Diakon Andreas Weiß, Katholische Pfarrei St. Burchard, Halberstadt
… aus dem Morgenland
Liebe Leserinnen und Leser, Weihnachten ist wie eine Ellipse! Genau wie eine Ellipse so hat auch Weihnachten zwei Brennpunkte: den 25. Dezember – das Fest der Geburt Jesu – und den 6. Januar. Morgen feiern wir ein Fest mit dem Namen: Epiphanie – Erscheinung des Herrn. Dieses Fest wurde von den Christen in den ersten Jahrhunderten des Bestehens der Kirche zuerst als Weihnachtsfest gefeiert. Erst im 4. Jahrhundert nach Christus kam dann das Geburtsfest im Dezember hinzu. Heute feiern hierzulande die meisten Menschen am 25. Dezember Weihnachten – natürlich mit dem Heiligen Abend davor, denn an diesem Abend beginnt ja bereits der Festtag.
Und nun bringe ich noch mehr Verwirrung in das weihnachtliche Ganze: Für viele Christen ist morgen – an unserem 6. Januar – erst der Heilige Abend und übermorgen Weihnachten.
Wie denn das?, höre ich Sie fragen. Wie geht denn das? – Viele Christen in den Ländern Osteuropas und den orientalischen Ländern benutzen noch einen alten Kalender nach dem sich die kirchlichen Feste richten. Als im Jahre 1582 vom römischen Papst eine Kalenderreform verfügt wurde, weil der Kalender nicht mehr mit den astronomischen Abläufen übereinstimmte, wurde diese nur nach und nach und von manchen Ländern gar nicht übernommen. Die Ostkirchen benutzen bis heute den alten Julianischen Kalender in ihrer Liturgie. Und deshalb ist für viele Christen aus dem Nahen Osten, aus den Balkanstaaten und Osteuropa an unserem 7. Januar erst ihr 25. Dezember. Und gerade viele bei uns lebende geflüchtete Christen aus Syrien, aber auch aus Eritrea und anderen orientalischen Ländern, gehören einer Orientalischen oder Orthodoxen Kirche an und feiern nach unserem Drei-Königs-Fest ihr Weihnachtsfest.
Ja, Weihnachten ist ein Fest, dass unseren Blick als Christen nicht nur auf das Christuskind in der Krippe und auf seine Mutter Maria fokussiert; es lenkt unseren Blick in die weite Welt. Denn das Licht der Weih-Nacht strahlte – so erzählt es die Bibel – bis ins Morgenland. Dort hatten weise Männer aus dem Volk der Meder (heute im östlichen Iran) einen Stern im Aufgang gesehen. Sie hatten sich über die Bedeutung dieses Aufgangs Gedanken gemacht. Und nachdem sie sich im Klaren darüber waren, dass dieses Ereignis auf ein noch viel bedeutenderes Ereignis – nämlich die Geburt eines neuen und mächtigen Gottes-Königs – hinweisen sollte, machten sie sich auf den Weg, auf die Suche. Immer dem Stern, der ihnen erschienen war, folgend, kamen sie letztlich dort an, wo Jesus Christus geboren worden war – in Betlehem. Die „drei Könige“ machten sich vom Morgenland aus auf den Weg, um das Leben zu suchen. Und sie fanden im Jesuskind den Gottessohn, der das Leben bringen sollte.
Wie viele machten sich in den letzten Jahren vom Morgenland, aus dem Orient, aus auf den Weg, um dem Tod zu entkommen und das Leben zu finden?! Aus Syrien, aus dem Irak und Iran, Afghanistan und Eritrea. Darunter auch viele Christen. Andere sind geblieben oder bleiben: in Ägypten oder Äthiopien, obwohl sie auch zur verfolgten christlichen Minderheit gehören. Mit den geflüchteten Menschen ist auch die Vielfalt der Christenheit in unser Land größer geworden, feiern doch viele von ihnen auf ganz verschiedene Weise „Weihnachten“ – in ihren eigenen Riten und Bräuchen: ob im koptischen oder syrischen, im byzantinischen oder assyrischen Ritus, ob am 25. Dezember - nach neuem oder alten Kalender. Sie alle feiern die Geburt Jesu, des Messias, des Sohnes Gottes – der das Licht für alle Völker ist. Denn die Weihnachtsbotschaft gilt allen Menschen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade.
Allen, die immer noch oder aber erst Weihnachten feiern, wünsche ich ein gesegnetes Fest!
- Zuletzt aktualisiert: 08. Januar 2018