Wort der Kirche: 30. April 2016

                                               

Arbeit

Morgen, am 1. Mai, wird überall auf der Welt der „Tag der Arbeit“ gefeiert. An diesem Tag werden in vielen Städten Kundgebungen abgehalten, meist vom DGB organisiert. Aber auch Politiker lassen sich dabei sehen. Es wird in den Reden sicher wieder betont, dass es gerechter zugehen müsste bei der Arbeit, aber auch bei der Entlohnung. Für die gleiche Arbeit sollte man das gleiche Geld bekommen, egal ob Mann oder Frau. Dem kann man nur zustimmen. Eigentlich ist es eine Schande, wenn heute noch Frauen bei gleicher Arbeit und Ausbildung weniger Geld bekommen als ihre männlichen Kollegen. Und das im Jahr 2016!
In der katholischen Kirche feiern wir den heiligen „Josef, den Arbeiter“.  Damit ehren wir den heiligen Josef, den Mann Marias, aber es soll uns auch wieder die Würde der menschlichen Arbeit bewusstgemacht werden. Josef hat als Handwerker gearbeitet und für seine kleine Familie das Brot verdient. Auch wenn die Arbeit, die heute von der Masse der Arbeiter getan wird, sehr verschieden ist von der Arbeit in der alten Welt, so geht es auch heute darum, dass der Mensch durch seine Arbeit auch seine Persönlichkeit entfaltet und das Leben in dieser Welt lebenswert oder wenigstens erträglicher macht.   
Und doch kann man ganz unterschiedlich seine Arbeit sehen. Steinmetze, die an einem Dom arbeiteten, wurden über ihre Arbeit gefragt. Die Antworten fielen ganz unterschiedlich aus. Einer sagte: „Ich arbeite, damit ich genug Geld verdiene, um meine Familie ernähren zu können, aber auch um uns etwas leisten zu können.“ Ein anderer gab zur Antwort: „Ich darf am Dom mit bauen.“  Der letztere sieht sich als wichtiger Arbeiter im Gesamtwerk des Domes. Die Motivation bei der Arbeit wird hierbei wahrscheinlich größer sein als bei dem, der nur Geld verdienen will.
Den Christen unter uns sollte bewusst sein, dass wir Menschen an der Schöpfung Gottes mitarbeiten dürfen. Das heißt: Gott hat uns den Auftrag gegeben, an dieser seiner Schöpfung mitzuarbeiten zum Wohle aller Menschen.  Wenn wir es doch immer täten!
Ich las vor kurzem eine kleine Geschichte, die mich nachdenklich gemacht hat:
Als vor 600 Jahren der Meister im Schweiße seines Angesichts die Rose für die Spitze des Stephansdomes in Wien so schön wie möglich meißelte, fragte ihn einer, der in seine Werkstatt kam: „Warum gibt du dir solche Mühe, es wird sie ja doch niemand genau sehen. Die Entfernung von unten ist viel zu groß.“
Der Meister antwortete: „Aber der da oben wird es sehen“, und dabei wies er mit seiner Hand zum Himmel.
Soweit die Geschichte.
Hören wir morgen nicht nur den Reden der Gewerkschaftler oder Politiker zu, sondern bitten wir Gott, dass unsere Arbeit zum  Segen für viele wird.


Pfarrer Norbert Sommer

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  • Zuletzt aktualisiert: 02. Mai 2016

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